CHRONIK:
Streifzug durch die Geschichte der FF Mellrichstadt
Offiziell seit 1869, inoffiziell aber seit mindestens 1735 wachen Wehrmänner freiwillig über Hab und Gut ihrer Mitbürger.
Im Jahre 1735 wurde die erste regelrechte Feuerspritze angeschafft. Sie wurde in der Werkstatt des Freigießers Josef Kißner hergestellt und kostete 120 Gulden.
Nachfolgend ein kurzer Auszug aus der früheren Inventarliste.
Das damalige Löschinventar bestand aus:
"1 große in kupfernen Kasten gesetzte messing Wasserspritze,
6 eyserne Reyfen beschlagene Wasserständer,
9 große, 3 kleine Feuerleitern, 1 geringe Leiter,
2 hölltzerne Wassersprutzen in Kuffen und auf Räder,
8 Feuerharken, 20 Bech-Gränze und 121 lederne Feuereymer".
Erst 2002 wurde durch Zufall bekannt, dass im Jahre 1752 die Feuerspritzenmannschaft Mellrichstadt samt Feuerspritze bei einem Großbrand in Behrungen im Einsatz war. Es war der 29. April 1752, als durch die Unachtsamkeit einer Dienstmagd Feuer in einer Scheune ausbrach. Innerhalb kürzester Zeit brannten damals 40 Häuser, 45 Scheunen und zahlreiche Stallungen nieder. Am 4.Mai 1840 berichtet die Dorfchronik von Sondheim/Rhön von einem Großbrand, bei dem Sondheim bis auf 28 zum Teil stark beschädigte Häuser in Asche verwandelt wurde. Weiter wird berichtet, dass die Schule, deren Neubau noch nicht vollendet war, durch die unermüdliche Tätigkeit des Landrichters Werner von Mellrichstadt gerettet wurde, indem er "die Löschmannschaft der Mellrichstädter Spritze in beständiger Tätigkeit erhielt". Es war dann im Jahre 1869, als die Freiwillige Feuerwehr Mellrichstadt auf Betreiben des sehr rührigen Bezirksamtmannes Adam Streitel offiziell gegründet wurde. Unsere Wehr zählte zwei Jahre später bereits 55 Mitglieder. Erster Kommandant war der Bürger J. Veit. Das Löschgerät wurde durch eine zweirädrige Druckspritze mit dem nötigen Zubehör bereichert. 1872 regte das Bezirksamt an, zur Aufbewahrung der "Feuerwehr-Requisiten" eine entsprechende Lokalität zu erbauen. Darauf antwortete die Stadtverwaltung mit folgendem Beschluss:
"1. Die demnächst in Angriff zu nehmende Feuerhalle am Pfarrhaus bietet nach ihrem neuen Projekte mehr als genüge Raum zur Unterbringung der sämtlichen Feuerwehr-Requisiten einschlüssig des vollständig ausgerüsteten Feuerwehrwagens.
2. Was die Unterbringung der übrigen Spritzen betrifft, so ist es durchaus nicht rätlich, dieselben an einem Standort zusammen unterzubringen, und sollen die bisherigen Standorte insofern beibehalten werden dass
a) der Wasserzubringer in der Halle am Marktplatz,
b) die Vilsbiburger Spritze mit zwei Standrohren und Schlauch im Rathause, und
c) die sogenannte alte Spritze in der Halle am Entensee untergebracht und dem Kommandeur und dem Spritzmeister je ein Schlüssel hierzu ausgehändigt wird."
Da die maßgeblichen Männer stets darauf aus waren, ihre Feuerwehr zu modernisieren, wurde 1892 wiederum eine neue Spritze angeschafft. Dieses Gerät von der Firma Justus Chrinstan Braun in Nürnberg kostete 1600 Mark. Sein Wasserstrahl reichte 35 Meter weit. Nach der Landesfeuerwehrausstellung 1896 in München erwarb man auch sofort ein dort gezeigtes Schaustück, eine fahrbare Schubleiter. Preis: 780 Mark. Die im Jahre 1906 erbaute Hochdruckwasserleitung brachte eine wesentliche Erleichterung und Verbesserung. Die Schläuche konnten nun unmittelbar an die Hydranten angeschlossen werden. Wasserzubringer und Feuereimer hatten endgültig ausgedient. Dafür musste das vorhandene Schlauchmaterial vermehrt werden. Im Jahre 1912 wurden 100 Meter dauerhafte Wasserschläuche angeschafft. Im selben Jahr wurde die Spritzenhalle am Entensee abgebrochen. An ihre Stelle trat eine am oberen Viehmakrt erbaute Halle (damals Autogarage Krieg), die zugleich auch als Turnhalle genutzt wurde. Dieses Gebäude diente bis zu seinem Abbruch im Jahre 1936 obenganntem Zweck. Im darauffolgendem Jahr wurde das Feuerwehrhaus am Malbachweg bezogen. Während des zweiten Weltkrieges wurde unsere Wehr auch an Orten eingesetzt, die das Ziel feindlicher Luftangriffe waren. Damals wurden die Wehren in sogenannten Fernbereitschaften zusammengefasst. Unsere Feuerwehr gehörte zur fernbereitschaft "Fränkische Saale". Zum ersten Mal wurde sie am 11. August 1943 nach Nürnberg beordert. Von der neunköpfigen Mannschaft wurde Otto Vorndran durch die Explosion einer Bombe mit Zeitzünder getötet. Er liegt in Bad Neustadt begraben. Weitere derartige Einsätze waren am 18.August, am 21.August und am 14.Oktober 1943 in Schweinfurt, sowie wegen drohender Bombenangriffe acht Bereitstellungen in Poppenhausen und vier in Schweinfurt selbst. Das Jahr 1944 brachte insgesamt 66 Alarme für unsere Wehr. Ihr letzter Kriegseinsatz erfolgte anlässlich des Großangriffs auf Würzburg. Beim Einmarsch der Amerikaner in Mellrichstadt am 7.April 1945 fand der Feuerwehrmann Ludwig Alfred Geiß den Tod. Da die Stadt beschossen wurde, stand die Feuerwehr einsatzbereit im Hof der Malzfabrik. Als die Nachricht kam, dass sein Anwesen in Brand geraten sei, wollte Geiß nach Hause eilen. Ein Amerikaner hielt ihn, wahrscheinlich seiner schwarzen Uniform wegen, für einen SS-Mann und erschoss ihn.Durch das ständig wachsende Aufgabenfeld und der zunehmenden Technisierung der Feuerwehr wurde das Feuerwehrhaus am Malbachweg bald zu klein.Im Jahre 1983 wurde dann das neu gebaute Feuerwehrhaus im Industriegebiet "Loh" bezogen. Nach und nach wurde auch unser Fuhrpark erneuert und erweitert. Die Schlagkraft und Schlagfertigkeit unserer Wehr bewies sich auch bei verschiedenen Bränden und in jüngerer Vergangenheit auch bei der technischen Hilfeleistung.
Es folgt eine Auswahl spektakulärer Einsätze:
Von den Brandfällen des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist der des Jahres 1984 erwähnenswert: Damals brannten die Schneunen des Anwesens Hs.-Nr. 120, 121, 146, 147 und 148 ab. Da seinerzeit nur ein sehr schmales Gässlein vom Jakobsplatz zur Bauerngasse führte,unterblieb der Wiederaufbau dieser Scheunen zugunsten eines breiteren Verbindungsweges, der Brandgasse benannt wurde. Am 26. Oktober 1913 brannte es im Gehöft des Landwirtes Johann Bauner in der Bauerngasse, Hs.-Nr. 152//3
Am 9.Mai 1927 in unserem Rathaus.
Am 7. und 8.September 1929 in Stockheim, es brannten 10 Wohnhäuser, 23 Scheunen und 23 Nebengebäude ab.
Am 23.August 1930 am Anwesen Hugo Langenbrunner, Hs.-Nr. 280.
Im Dezember 1931 bei G. Will und im Schuhgeschäft Link.
Am 31.Juli 1934 auf dem Dachboden der mechanischen Werkstätte von Ernst Recknagel, Hs.-Nr. 81.
Am 8.Dezember 1955 wurde ein Großbrand in Hendungen, und am 6.September 1960 ein Großbrand in Sondheim/Grabfeld bekämpft.
Am 12.Juli 1965 war ein Großbrand bei M. Mühlfeld und W. Groenen in Mellrichstadt.
Am 16.September 1965 war der Großbrand bei Melchior Groenen,.
1976 brannte die Scheune von Karl Steinmüller ab.
Unvergessen ist auch die Brandserie um 1980 in Oberstreu, und am 12.Juli 1989 der Scheunenbrand in der Langgasse.
In die Geschichte eingegangen sind auch die Einsätze, die mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze einhergingen. An jenen Tagen, als tausende Bürger der ehemaligen DDR in Mellrichstadt ihr Begrüßungsgeld empfangen wollten, spielten sich chaotische Zustände ab. Bei der Feuerwehr wurde sogar eine ständig besetzte Wache eingerichtet, um die zugeströmten Menschenmassen irgendwie koordinieren zu können. Besonders spektakulär war auch der Dachstuhlbrand am 13.Dezember 1991 im Krankenhaus Meiningen, wo die Feuerwehr Mellrichstadt mitalamiert wurde. Unsere Einsatzfahrzeuge wurden nämlich extra von Fahrzeugen der Volkspolizei zum Brandort "eskortiert". Als jüngstes geschichtliches Ereignis steht die Eröffnung der BAB A71:Durch ein Unwetter wurde das fertig eingerichtete Festzelt auf dem Gelände der zukünftigen Tank- und Rastanlage einen Tag vor der Eröffnungsfeierlichkeiten so stark beschädigt, dass man gezwungen war, auf einen anderen Festplatz auszuweichen. Kurzerhand wurde das Fest ins Mellrichstädter Feuerwehrhaus verlegt. Es wird damit wohl auch einmalig bleiben, dass der Bundesverkehrsminister, der bayrische und der thüringische Ministerpräsident, der thüringische Verkehrsminister und der bayrische Innenminister gleichzeitig als Gäste im Feuerwehrhaus Mellrichstadt verweilten. In den letzten 30 Jahren hat sich bei der Feuerwehr vieles verändert. Einhergehend mit der rasant wachsenden Technisierung und Modernisierung in der heutigen Zeithat sich das Hauptaugabenfeld der Feuerwehr vom ursprünglichen Brandschutz aus längst zum technischen Hilfeleistung hin verschoben. Vom einzelnen Wehrmann wird hierbei alles abverlangt, wenn er seinen Dienst richtig ausüben will.
Seither hat sich der Wahlspruch der Freiwilligen Feuerwehr bewährt, er gilt heute noch und wird auch in Zukunft heißen:
"GOTT ZUR EHR - DEM NÄCHSTEN ZUR WEHR!"